Im Jahre 1998 erblickt auf der Kanareninsel Fuerteventura ein Bardino-Mischling das Licht der Welt. Dieses kleine fiepende Knäuel weiß noch nichts vom Leben eines Hundes auf der Insel des ewigen Frühlings, von deren Bewohnern, ihren Traditionen und Wertvorstellungen, welche hier sein Dasein bestimmen werden. Wie dem auch sei, das Abenteuer Leben hat für diesen kleinen Watz gerade erst begonnen und er wird seinen Weg gehen, wo auch immer er hinführen wird.
Sieben Jahre später, im Frühjahr 2005, treffen auf Fuerteventura die Tierschützer des Gnadenhofs Finca Esquinzo auf eben diesen Bardino-Mischling. Sein Allgemeinzustand ist bedenklich und gibt in jeglicher Hinsicht Grund zur Sorge. Für die Tierschützer vor Ort leider ein vertrautes Bild, denn viele ihrer Schützlinge, welchen das Glück beschieden war, rechtzeitig auf der Finca Zuflucht zu finden, trafen in einem ähnlich desolaten Zustand ein. Über das, was diesem bedauernswerten Kerl widerfahren ist, lässt sich nur spekulieren, doch sein Verhalten und sein geschundener Körper sprechen diesbezüglich Bände. Sein Gebiss gleicht einer Baustelle, was nicht zuletzt darin begründet liegt, dass man vor geraumer Zeit seine Fangzähne des Unterkiefers nach Landessitte ”scharf” geschruppt hat. Nicht selten verwenden die Bauern dazu eine handelsübliche Werkzeugfeile. Das Fell, besser ausgedrückt, die kümmerlichen Überbleibsel eines einstigen Fells, weist signifikanten Parasitenbefall auf, wobei Hautflächen im Flankenbereich bereits nekrotisch verändert sind. Man kann davon ausgehen, dass seine vormaligen Besitzer diesen geschundenen Gesellen die, in Spanien durchaus gängige, Ungezieferbehandlung unter Einsatz erhitzten alten Frittier- oder Motoröls unterzogen haben. Beide Ohren sind hochgradig entzündet und vereitert. Weiterhin gibt es Spuren von Misshandlungen, ein umlaufendes Kettenmal, Untergewicht, Schmerzen - summa summarum ein weiteres Sorgenkind für die Tierschützer. Die körperlichen Leiden können versorgt werden, doch schon sehr bald muss das Team der Finca erkennen, dass dieser Bardino-Mischling schnellstmöglich Anschluss benötigt. Sie geben ihm den Namen Harry. In Kooperation mit der Tierhilfe Fuerteventura e. V. wird es ermöglicht, dass Harry die Insel verlassen, und im August 2005 auf einer hessischen Pflegestelle aufgenommen werden kann. |
26. September 2005 - seit gestern lebt das tapfere
Kerlchen Harry in unsere Mitte
Wenn ein ”gebrauchter Hund” vom Tierschutz in die Obhut seiner neuen Menschen, den künftigen Sozialpartnern dieses Hundes, übergeben wird, so geht damit eine sehr große Verantwortung auf diese Menschen über. Mit unserer ”Der gebrauchte Hund” möchten wir angehende Sozialpartner dazu motivieren, sich dieser Verantwortung bewusst zu sein, und sich deren Tragweite zu verinnerlichen. Mit der Zielsetzung eines dauerhaften harmonischen Miteinanders von Hund und Mensch, haben wir für Euch diesbezügliche Hintergrundinformationen und Erfahrungsberichte zu Integration, artgerechtem Umgang und artgerechter Erziehung des Hundes in und innerhalb seines neuen Rudels bereitgestellt.
Unser mittlerweile verstorbenes Familienmitglied, der oben genannte Bardino-Husky-Mischling Harry († 03.12.2014), war uns als siebenjähriger geschundener und verhaltensauffälliger ”gebrauchter Hund” übergeben worden. Über einen langwierigen, vor allem aber äußerst intensiven Prozess hat er sich vom einstigen Tierschutz-Notfall zum gesunden, selbstsicheren und lebensfrohen Familienmitglied entwickelt. Das Ausmaß dieser Entwicklung hat selbst erfahrene Hundekundige verblüfft. Er, seine Nachfolger Jason und auch Terry, sowie die zahlreichen ehemaligen Tierschutz-Hunde, nebst deren heutigen verantwortungsbewussten Halter aus dem Kreise unserer Hundefreunde- u. Bekannten, standen und stehen für diese Seiten Pate.
September 2015 - Jason, unser Herzenshund
Anhand der Geschichte unseres Familienmitglieds Jason († 19.04.2016) möchten wir Euch zeigen, welch ein Segen es für Mensch und Hund sein kann, sich auch einmal eines alten und schwer kranken ”Heimkinds” anzunehmen. Auch wenn uns nur ein gemeinsames Jahr vergönnt gewesen war, so war es doch ein ganz besonderes Jahr gewesen
Wenige Monate nach Jasons Tod fand Terry den Weg in unsere Mitte. Manchmal glaube ich, dass es kein Zufall gewesen war, welcher uns im Tierheim Pforzheim zu dem vormaligen kroatischen Straßenhund geführt hat. Der damals zweijährige verhaltensauffällige Terrier-Jagdhund-Mischling war ursprünglich auf den Straßen Zagrebs aufgegriffen worden. Dank der Kooperation des Tierheims mit dem Auslandtierschutz konnte er in Pforzheim aufgenommen werden. Bevor wir auf diesen, zum damaligen Zeitpunkt zweifelsohne recht streitbaren Gesellen trafen, war er bereits mehrere Males vermittelt worden. Allerdings hatten ihn seine neuen Familien stets nach kürzester Zeit wieder an das Tierheim zurückgegeben. In der Tat hat er Männer gebissen. Aber auch so mancher Gassi-Gänger, selbst seine Pfleger, blieben von den Folgen seiner Prägung des Überlebenskampfes auf der Straße nicht verschont. Was nun mich selbst angeht, so hatte ich in den vergangenen Jahrzehnten durchaus mit zahlreichen Hunden zu tun gehabt. Doch nie zuvor bin ich von einem Hund gebissen worden. Terry hat diese makellose Bilanz bereits am Folgetag der Adoption jäh beendet. Und doch durfte er bleiben, denn in der Hundewelt geschieht nichts ohne Grund. Heute, sechs Jahre später, ist es für jedermann offensichtlich, warum wir uns damals dieses besonderen Hundes angenommen haben,
was man tatsächlich bewirken kann
Draußen im Gelände - zwei dicke Freunde
Eines steht fest,
Harry hat uns in der Tat Vielerlei über
sich selbst
und seine Artgenossen gelehrt
In diesem Sinne wünschen wir Euch
Chefredakteur El Harrybo beim
BRAINSTORMING