Jason entdeckt die Welt
Jason hatte sich schon sehr bald erholt und die Entwässerungstherapie begann zu greifen. Es fiel gelegentlich schon sehr schwer, dieses fidele Energiebündel zu seinem eigenen Wohl einzubremsen. Und dennoch - er genoss das Leben in vollen Zügen. Er war derart auf uns, SEINE beiden Menschen, fixiert gewesen, dass ihm seine Artgenossen vollkommen schnurz gewesen waren. Aussies der Arbeitslinie wollen arbeiten und besitzen obendrein eine nahezu unheimliche Lern- u. Auffassungsgabe. Allerdings benötigen sie auch Ruhephasen, was von vielen Agility- u. sonstigen Hundesportlern gerne außer Acht gelassen wird. Denn es ist schlichtweg »Kappes«, dass der Aussie ständig körperlich und geistig gefordert werden muss. Oder kennt Ihr eine Viehherde, welche über das ganze Jahr ständig in Bewegung ist? Also nie das eigentliche Wesen des Aussies aus dem Blick verlieren
Doch zurück zu unserem Jasel. Um den alten Knaben leinenfrei durch den dicksten Trubel zu führen, genügten in der Tat nur wenige Sichtzeichen - das war zweifelsohne Gehorsam in Perfektion
Anja und Jason beim Schlendern
Trotz aller Schonung begann unser kleiner Mann im positiven Sinne körperlich zuzulegen, was ihm zweifelsohne sehr gut »stand«. Konditionell legte er ebenfalls zu, was angesichts seiner tristen Vergangenheit nicht sonderlich verwunderlich gewesen war. Und dieses leuchtende Fell - ohne Frage ließ der stattliche »Simba« Jasel die Herzen der Hundedamen höher schlagen. Doch auch wenn sie ihn noch so sehr becircten, diese coole Socke ließ einfach alle Mädels regelrecht links liegen
Flirtversuche im Lokal
Wer kennt nicht das Sprichwort: "Nach dem Essen sollst du ruh'n oder tausend Schritte tun!"? Was halttet Ihr von Jasons diesbezüglicher Interpretation
Nach dem Essen sollt Du ruhn - besser ist das!
2015 war ein Jahr mit Höhen aber auch Tiefen gewesen. Was mich persönlich angeht, nun, ich bekam in Sachen Gesundheit eine durchaus recht derbe Lektion erteilt und durfte erfahren, dass der menschliche Körper nicht unendlich belastbar ist. Letztendlich bin ich diesem »Schuss vor den Bug« dankbar, denn unterm Strich bin ich alles in allem doch recht glimpflich davongekommen. Gut, wenn man dann einen Personal Trainer wie Jasel zur Seite hat, welcher, nicht zuletzt auch dank seiner Unkompliziertheit, seinen Teil dazu beigetragen hat, dass meine Kondition und Ausdauer bereits nach wenigen Wochen schon wieder ganz passabel gewesen waren.
Trainer Jasel - Ei Bub, wo bleibst'e denn?
Dass wir den alten Knaben überall dabei hatten, versteht sich wohl von selbst. Und er genoss es unverkennbar. Was wären wohl Harry und er für ein Dream-Team gewesen. Harry war unverkennbar »mein« Hund gewesen, hatte sich voll und ganz an mich gebunden. Jason hingegen hatte sich unverkennbar an Anja gebunden und war zu ihrem Schatten geworden. Es hätte zweifelsohne gepasst, zumal Jasel in Sachen Hierarchien voll und ganz tiefenentspannt gewesen war.
Jason bei SEINEM Frauchen
Zweifelsohne war Jasel schon ein kleiner Chaot gewesen
Diesbezüglich
erinnere ich mich gerne an eine kleine Begebenheit
während unseres Urlaubs in Ruhpolding. Auf unserer
Abend-Runde waren wir nahe der Blickner Alm unterwegs
gewesen, und hatten gerade den letzten kleinen Anstieg
an einem Bach entlang in Angriff genommen. Der schmale
Pfad schlängelte sich durch dunklen Bergwald. Unser Ziel
war ein kleiner Querpfad oberhalb, welcher über eine
Bergwiese zur Alm führte. Scout Jasel war allerdings
wohl der Meinung gewesen, dass ein Pfad nur etwas für
Zweibeiner sei und entschied sich kurzerhand, die
Höhenmeter über die Felsen am Bachlauf auffi zu tanzen.
Als ob er sein Leben lang nie etwas anderes getan hätte,
er tanzte mit einer unglaublichen Trittsicherheit und
Geschwindigkeit die Höhenmeter ab - bis er dann von
dichtem Gestrüpp jäh ausgebremst wurde. Natürlich hätte
er locker zu seinen rufenden Menschen zurückkehren
können, doch als ich seinen Gesichtsausdruck erkannte,
war klar, dass er schon wieder etwas ausgeheckt hatte.
Dr. Jason und Mr. Jasel
Kurz darauf war Jasel verschwunden und im dämmrigen Wald war nur noch ein sich schnell fortbewegendes Knacken und Rascheln zu vernehmen. Wenige Sekunden später war in einiger Entfernung, oben, an der Gabelung zum Querpfad, ein felliges Etwas zu erkennen gewesen, was uns auch prompt, nach einem pfundig eingesprungenen Schwenk, auf dem Pfad entgegengaloppiert kam. Der Hütehund von Etzenrot nahm mit breitestem Aussie-Grinsen seine »Herde« in Empfang, nur um uns anschließend zu demonstrieren, dass man den Pfad auch 10 Gänge schneller hinaufeilen kann. Wer hatte hier eigentlich einen Herzfehler?
Wo gehts lang?
Der Alm-Jasel bei der Jause
Am 5. Januar 2016 erlitt Jason eine Durchblutungsstörung des Gleichgewichtsorgans und war nicht mehr in der Lage, sich zu erheben, geschweige denn, zu laufen. Nach einer umfassenden Untersuchung in der Tierklinik waren wir uns angesichts seines Zustands mit den Medizinern einhellig einig, Jason zu therapieren. Ein Kurzaufenthalt in der Tierklinik, Nachtschichten an seinem Lager, Infusionen und eine medikamentöse Therapie halfen ihm, wieder auf die Beine zu kommen. Nach vier Wochen war sogar die Schiefstellung des Kopfes gewichen. Jason war wieder der Alte gewesen. Die routinemäßige Herzschall-Untersuchung im März war ein Schock für uns alle gewesen. Die Wirkung der Medikamente hatte nachgelassen und in den Lungen war Wasser nachzuweisen. Auch der Zustand seines Herzen hatte sich deutlich verschlechtert. Diese Diagnose passte allerdings nicht so recht zu seinem wachen und fidelen Verhalten bzw. seinem Allgemeinzustand. Also wurde die Therapie geändert, doch letztendlich war Jasons verbleibende Lebensspanne absehbar gewesen. Zwei Wochen danach, am Nachmittag des 19. April, brach Jason wenige Meter vor unserem Haus zusammen und sein Herz hörte kurz darauf auf zu schlagen. Er starb am Wegesrand in meinen Armen. Keine 5 Minuten zuvor hatte er noch freudig unsere Nachbarin am Waldrand begrüßt und seinen »leckeren Wegezoll« eingefordert. Jason lebt in unseren Herzen weiter |
Erinnerungen
Auch wenn es nur ein gemeinsames Jahr gewesen war, so hat auch dieses Jahr unser Leben geprägt und bereichert. Es ist ein Trost, zu wissen, dass Jason noch einmal »aufblühen« durfte und seinen lang ersehnten Familienanschluss bekommen hat. Dennoch überwiegt der Schmerz über den Verlust eines weiteren Familienmitglieds. Aber wie dem auch sei - um nichts in der Welt würden Anja und ich dieses Jahr an der Seite dieses liebenswerten chaotischen Oldies missen wollen.
Bilder sagen mehr als tausend schöne Worte - genau so werden wir Jasel bis zum jüngsten Tag in Erinnerung halten.