Hundeerziehung sollte geplant werden
Zu Beginn sollte man sich eine Art Erziehungsplan mit einer klaren Zielstellung der Ausbildung erstellen. Der Hintergrund einer solchen Zielstellung liegt einfach darin, dass eine falsch erlernte Umsetzung eines Kommandos sehr schwer wieder zu ”korrigieren” ist. Plant man so beispielsweise irgendwann mit seinem Hund eine Schutzhundeausbildung zu durchlaufen, so sollte man von Anfang an sowohl auf den richtigen Kommandosatz, als auch auf die Anforderungen der SchH Prüfungen (z. B. in der Unterordnung) hinsichtlich der Ausführung beachten (Prüfungsordnung VDH). Unsere Boxer haben die entsprechende Ausbildungen der BH und den SchH's der Klassen I, II, III mit Begeisterung durchlaufen. Bei Harry hingegen, haben wir uns nun aufgrund seiner Vorgeschichte und seines Alters für eine freie Ausbildung entschieden. Die Grundausbildung (Grundgehorsam, Leinenführigkeit) liegt hierbei auf dem Niveau der BH Ausbildung. Allerdings haben wir begonnen das Spektrum deutlich zu erweitern, da einerseits unser kleiner Mann mit Begeisterung lernt und entsprechend gefordert werden will, und andererseits sich so die vielen kleinen Dinge des Alltags viel unterhaltsamer für Mensch und Tier gestalten lassen
Leinengeführtes völlig entspanntes ”FUSS-Gehen”
Und nicht vergessen - man muss unbedingt in der Auswahl seiner Zielsetzung die Vorgeschichte des Schützlings, seinen physischen und psychischen Zustand, und nicht zuletzt auch seine rassespezifischen Merkmale und Charaktereigenschaften in die Entscheidungsfindung zum Ausbildungsziel mit einbeziehen !
”Happy Alb-Trail Blazing” auf der ”HAND-Seite”
Und noch kurz zu einem nahezu gängigen Fauxpas, der gerade zu Beginn einer Ausbildung auftreten wird. Sinnentfremdet zu Beginn keine für einen späteren Zeitpunkt vorgesehene Kommandos. An dieser Stelle muss ich gleich meinen eigenen Lieblingsfauxpas als Beispiel aufführen:
Ich verwende beispielsweise das Kommando KOMM mittels Sicht- u. Hörzeichen, um in der Bewegung Harrybo an mich heran zu holen. Das Ziel dieses Kommandos ist es, das Harry sofort seine aktuelle Aktion abbricht (Schnuffeln, Beobachten, Traben, Buddeln etc.), Kontakt aufnimmt und sofort zu mir, der ich mich gerade in eine andere Richtung von ihm weg bewege, herangestürmt kommt. Auf diese Weise lassen sich z.B. Gefahrensituationen wie heranrasende rücksichtslose Radfahrer im Wald bereits im Vorfeld entschärfen.
Leider ertappe ich mich nun auch dabei, über KOMM(-schon) Uns Harry zum Weitergehen zu bewegen (z. B. zur Auflösung des Absitzens). Für diesen Fall verwenden wir eigentlich das diesbezügliche Kommando AUFFI.
Am Anfang steht Beobachten und Testen
In den ersten Tagen befindet sich Euer gebrauchter Hund in einer für ihn vollkommen fremden Umgebung. Je nach seiner Vorgeschichte ist er nur bedingt in der Lage, Gesten und Zeichen sowie Laute, welche Ihr zur Kommunikation verwendet, mehr oder weniger richtig zu deuten. Ebenso sind ihm die sozialen Strukturen in seinem Umfeld vollkommen unbekannt. Und auch Ihr werdet seine Kommunikationsverssuche bestenfalls nur bedingt richtig deuten.
In dieser Phase kann ein bestimmtes Verhalten vieles erleichtern:
Höflichkeit
Und auch auf die Gefahr hin, dass spätestens jetzt mancher Besucher die Domain wechseln wird, setze ich noch Einen oben drauf:
Man sollte sich generell einen höflichen Umgang mit dem Hund dauerhaft zu Eigen machen |
Grundlagen dieser Höflichkeit resultieren aus Studien der Kommunikation und Interaktion innerhalb von Rudeln von Vertretern der Gattung Canis aus der Familie der Hunde (Canidae). Trotz Domestikation unserer Haushunde weist die ordnungsspezifische Kommunikation einerseits unter Primaten und andererseits zwischen Carnivoren untereinander erhebliche Unterschiede auf. Diese Unterschiede können ordnungsübergreifend zu ungewollte Fehlinterpretationen mancher Gesten und Verhaltensmuster führen. Wollen wir z.B. ein Familienmitglied begrüßen, so gehen wir frontal aufeinander zu, schütteln uns die Hände, oder umarmen uns etc.. In der Interaktion von Hunden untereinander, ist die frontale Annäherung ein dominantes, oft auch aggressives Verhalten. Auch die Berührung mit den Händen, für uns Menschen ein grundlegendes Verhalten in Kommunikation und Interaktion, ist in der Welt unseres Hundes erst einmal ein fremdartiges und unerwünschtes (da auch hier aggressive Interpretation möglich) Verhalten.
Die Lösung - studiert bereits im Vorfeld der Übernahme die Grundlagen des Verhaltens der Hunde. Hinsichtlich der obigen Beispiele werdet Ihr Euch nun erst einmal seitlich dem Hund annähern (ggf. Distanzbogen). Ihr werdet Euch nicht über ihn beugen, noch ihn bei jeder Gelegenheit betatschen und Knuddeln, auch wenn es sehr sehr schwer fällt
Und keine Sorge, mit der Zeit wird er lernen, das, für uns selbstverständliche Zuneigungsbezeugungen durch Berührung, diese Bezeugungen in seiner Welt größtenteils auch als solche richtig zu deuten. Auch unser Canide fordert inzwischen täglich seine ausgiebigen Morgeleinheiten ein. Und auch heute ist immer noch schlichtweg der Hammer, wenn sich unser, von Sensationspresse geformten leichtgläubigen Mitmenschen ohne Hundekenntnisse- und Erfahrungen, leider nur allzu gerne voreingenommen als bedrohlich eingestuftes, Kraftpaket (da dunkel gestromtes Fell, dunkle Maske mit den huskytypischen ”stechend” wirkenden bernsteinfarbenen Augen), unter Kraulen und Morgeln zum wohlig grunzenden Schaf (bei abgeklappten Ohren) wandelt. Informiert Euch diesbezüglich auch mal nach Tellington Touches - euer Racker wird Euch dafür lieben
Weiterhin wird er Euch mit der Zeit die vielen kleinen Verhaltensfehler, wie z. B. die Berührung (Tätscheln) nach erfolgreicher Ausführung eines Kommandos, oder dem Überbeuger beim Anleinen usw., im Alltag gerne nachsehen, frei nach dem Motto:
Dieser arme Primat hat halt keine richtige Schnauze,
hat weder vernünftige Pfoten noch richtige Läufe,
ist zudem mit dem aufrechten Gang gestraft, kurzum,
er kann es halt einfach nicht besser
Quelle: El Harrybo