Der Wolf im Hund
Hallo Hundefreund, (IP 3.15.203.246) |
Die Märchentruhe ist bereits geöffnet, und es ist wieder einmal an der Zeit, eine, zugegeben recht abenteuerliche, Mär, welche dem Haus Hund angedichtet wird, darin sicher zu verwahren. Auch wenn diese Mär sicherlich die meisten Besucher, sagen wir mal gelinde ausgedrückt, zumindest erheitern wird, so sollte man sich stets vor Augen führen, dass es unbedarfte Menschen gibt, welche diese abenteuerliche vermeintliche Eigenschaft des Hundes für bare Münze nehmen.
Zur Eröffnung eine kleines Märchen,
oder vielleicht ist es ja gar
keines?
Es war einmal eine Familie, die lebten gar munter in den Tag hinein. Und weil sie gar echte Tierfreunde waren, so hatten sie vor langer Zeit einen kleinen Hund mit lustigen Kulleraugen vom Händler in der Zoo-Abteilung des hiesigen Supermarkts erstanden. Ja die Kinder kümmerten sich, herzten und liebten ihren kleinen vierbeinigen Bruder, der doch so tapsig herlief. Und so waren die Jahre ins Land gezogen. Aus dem kleinen Bruder war längst ein stattlicher Hund geworden. Die Zeiten des Frohsinns waren längst vergangen, denn der Hund hatte sich sehr verändert. Längst hatten die Kinder aufgehört, mit ihm zu spielen und zu toben, lies er sich doch keine Schleifchen mehr umbinden, und auch schubsen und hauen mochte er nicht mehr leiden. Ja, die Kleinen hatten neue Freunde gefunden, und ihren Bruder der anderen Art dabei längst vergessen. Für den Hund war es ein tristes Leben geworden, und wären da nicht die Eltern gewesen, so wäre er schon längst an Hunger gestorben ....
Die Märchen
.... Und es waren sehr moderne Eltern gewesen. Jeden Tag gab es neue Trends zu entdecken, und so hatte der Vater vom Füttern mit rohem Fleisch gehört. Der Hund ist ein Wolf, hieß es, ein Wolf frisst nur Fleisch, hieß es, ja, es waren wirklich weise und aufgeklärte Menschen. Und so kam es, dass der Vater, ein wahrer Naturbursche, sich vom Metzger ein großes Stück rohes blutiges Fleisch holte, und es dem Hund zu fressen gab. Und der Hund fraß das Fleisch, und war dabei gar wild anzuschauen - es war ein Schlingen und Zerreißen. Und der Vater war stolz, hatte er doch einen Wolf im Hause. Von diesem Tag an, bekam der Wolf nur noch rohes Fleisch, und er veränderte sich. Wild war er geworden, unleidlich und manchmal sogar böse. Am Stammtisch verkündete der Vater mit breiter Brust die Mär vom wilden bösen Wolf in seinem Hause, ja, er war zum Herrn über den wilden Wolf geworden. Blut und Fleisch hatten den Hund zum Wolf werden lassen, und er, der Beherrscher des Wolfes, war gar ein kühner Mann. Und so kam es, dass er dem Wolf seine Macht demonstrieren wollte, und nahm ihm während dem Fressen sein Fleisch wieder weg - nein, es blieb nur beim Versuch. Blut und rohes Fleisch hatten den Wolf böse werden lassen, denn dieser bedrohte plötzlich seinen Herrscher, wollte er doch sein Fleisch diesem nicht überlassen. Doch sein Herrscher war ein kühner und tapferer Herrscher, und er bestand auf das Fleisch SEINES Wolfes. Das Unglück nahm seinen Lauf. Der wilde und böse Wolf hatte letztendlich doch noch sein Fleisch behauptet und seinem Herrscher dessen wahren Platz zugewiesen.
Von da an waren düstere Zeiten angebrochen. Der Wolf musste gehen. Die Angst hatte im Hause Einzug gehalten. Und traf man fortan einen Hund, so kam sie sofort hoch, die Furcht vor der wilden Bestie. Es waren furchtsame Menschen geworden, welche ihre Mähr vom bösen Wolf in die Welt trugen. Drum hütet Euch, Euren Wolf mit rohem Fleisch zu füttern, so dass Ihr nicht die uralte Bestie weckt, die da schlummert in seiner Brust, auf dass sie nicht aufwacht, und Euch zerreißt. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann fürchten sie sich noch heute.
Fin
Mein großer Knochen, da knarrt die Märchentruhe aber wieder ganz gewaltig.
Also, kurz an den Kopf gegriffen, Mund zugemacht und Gehirn
eingeschaltet!
Das Märchen, welches ich Euch gerade erzählt habe, ist wohl ein Paradebeispiel für unbewusste Steigerung der natürlichen Aggressivität des Haus Hundes, bedingt durch völlig falschen, genauer ausgedrückt, einem grob fahrlässigen Umgang. Doch nicht der Umgang von Mensch und Hund soll hier das Thema sein, sondern ich möchte mich einem Irrglauben widmen, welcher in manchen Köpfen unbedarfter Menschen sein Unwesen treibt. Ihr ahnt es wohl schon, es geht um die Frage:
Die Motivation sich dieser Frage anzunehmen, liegt ursprünglich darin begründet, dass mir, der ich selbst meinen Hauswolf seit nunmehr neun Jahren konsequent BARFe, bereits diverse Male von Hundehaltern, deren Hunde sich durch besonders rüpelhaftes Verhalten unter Artgenossen hervorgetan hatten, versichert wurde, dass sich dieses Verhalten in gelegentlichen Beigaben von rohem Fleisch zum Fertigfutter begründen ließe (s'isch halt scho so gsund für'd Wölfle) -
Holla die Waldfee!
Und schnuffelt man sich im WWWeb durch diverse Hundeforen, so taucht immer wieder mal die Frage nach psychischen Auswirkung von rohen Fleischbeigaben zum Futter auf den Hund auf.
Obwohl die Domestikation vom Haushund längst zu signifikanten Merkmalsänderungen gegenüber dessen Wildform geführt hat, ist und bleibt der Hund ein Karnivor, d. h. in der Systematik des Reichs der vielzelligen Tiere (Animalia , LINNAEUS 1858) ein Angehöriger der Ordnung Raubtiere (Carnivora, BOWDISH 1821). Auch wenn er durch Zucht gezielt nach seinem jeweiligen Nutzwert (typisches Primatenwort) verändert wurde, hat er sich keinesfalls zum Herbivor (Pflanzenfresser) gewandelt. Seine Morphologie und Physiologie ist primär auf das Erlegen und Fressen fleischlicher Nahrung ausgerichtet (s. auch Tonnenbeißkraft). Allerdings drückt das Lehnwort ”primär” gleichzeitig aus, dass unser Haushund, genau wie sein Urahn, der Wolf, auch Gräser, Beeren und Obst nicht verschmäht. Und wer kennt nicht das Bild vom entsetzten Hundeführer(-in), welcher(-e) entsetzt und verzweifelt versucht, seinen(-ihren) Hund vom Vertilgen herumliegender ”Pferdeäppel” abzuhalten. Diesen Hundeführern möchte ich hier unbedingt mitgeben, dass es sich hierbei um ein völlig normales Verhalten Eures Hundes handelt. Auch wenn braungelbe Zähne, umhüllt mit einer dezenten ”Gammelwolke”, uns Primaten nicht sonderlich in Entzücken versetzt, so nimmt unser Hund eben mit diesem Kot der Pflanzenfresser wichtige Enzyme, Ballast- und Mineralstoffe auf.
Doch zurück zum rohen Fleisch. In der Physik vom Biss haben wir bereits Aufbau und Funktion des Hundekiefers ausgiebig erörtert. Doch alleine ein entsprechendes Gebiss macht noch keinen ganzen Karnivoren aus. Alles, was das Hundegebiss in Sachen Nahrungszerkleinerung zustande bringt, sind zerteilte "Brocken", der Preis eines starren Kiefergelenks und fehlender Mahlzähne. Da ihm die Verdauungsenzyme fehlen, ist der Speichel des Hundes nicht dazu gedacht, lösliche Bestandteile der Nahrung aufzulösen, wie es z. B. beim Primaten der Fall ist. Der Speichel des Hundes dient während des Nahrungstransports in den Magen regelrecht als Schmierstoff. Die Sekretion des Speichels wird durch den Schlüsselreiz Nahrung angetriggert. Da große Brocken verdaut werden müssen, ist der Hundemagen deutlich größer als der Magen eines Pflanzenfressers. Der Hund besitzt obendrein einen hoch sauren Magensaft mit einem pH Wert von < 1,0. Der "nüchterne" Mensch besitzt hier einen pH Wert von 1..1,5. Die Produktion der Salzsäure wird durch den Schlüsselreiz Fleisch angetriggert und kommt beim "leeren Magen" zum Stillstand. Eine weitere essentielle Funktion des sauren und reaktiven Magensekrets ist die Abtötung von Mikroorganismen im Speisebrei vor Eintritt in den Zwölffingerdarm. Der Darm des Hundes ist deutlich kürzer als der Darm von Pflanzenfresser. Abschließend bleibt noch zu erwähnen, dass der komplette Verdauungsvorgang von Fleisch und Knochen maximal 24 Stunden dauert.
Der Hund ist bis in die letzte Faser ein Karnivor, ein Raubtier, welches sich vorwiegend von Fleisch ernährt. Fasst man alle entsprechenden Komponenten seiner funktionellen Morphologie zusammen, so kommt man zwangsläufig zum Schluss, das der Hund ideal an das Schlagen und Verwerten fleischlicher Beute (Primärkonsumenten der Ökologie der Konsumenten) angepasst ist.
Und auch das Blut seiner Beute ist nichts anderes, als eine Körperflüssigkeit, die nebenbei zu den nahrhaftesten Bestandteilen seiner natürlichen Beute gehört. Es besitzt einen hohen Eiweißanteil (~18%) sowie einen hohen Eisenanteil, welches bekanntermaßen ein essentielles Spurenelement fast aller Lebewesen darstellt (Blutbildung).
Und nun die Frage der Fragen:
Aus welchem Grund sollte ausgerechnet jene Nahrung, welche dem Hund am Natürlichsten ist, eben bei diesem Hund seine Aggression steigern?
Der Haushund ist trotz Domestikation stets ein Hund geblieben, auch wenn das bei manchen Zuchtrichtungen nur schwer zu glauben ist. Trotz morphologischer Veränderungen gegenüber der Wildform ist er dabei stets ein Karnivor geblieben. Er ist kein Primat, erst recht kein Mensch, er ist und bleibt schlichtweg ein Hund. Er handelt und denkt nicht wie eine Mensch - er handelt und denkt gemäß seiner Art, eben als Hund. Und aufgepasst lieber Leser, mit dieser Feststellung möchte ich den Hund keinesfalls herabwürdigen. Ein Hund ist ein hochentwickeltes Säugetier mit sozialer Prägung, ein Individuum mit beeindruckenden physischen und psychischen Fähigkeiten. Und wie es unsere Stammesgeschichte gezeigt hat, ist es das Natürlichste der Welt, gemeinsam, unter steter Beachtung aller artgerechten Bedürfnisse, gemeinsam mit Individuen der anderen Art Canis lupus familiaris in einem hierarchisch strukturierten Primaten-Karnivoren-Familienverband zu leben.
Das unbehandeltes rohes Fleisch und Blut beim Hund Aggressionen schürt, ist letztendlich nichts anderes, als ausgemachter Blödsinn, eine Mär für leichtgläubige Menschen. Vielleicht liegt die Ursache dieser Mär auch darin begründet, dass in unserer modernen Spaßgesellschaft das individuelle Denken nur allzugerne anderen überlassen wird. Verlassen wir uns also auf die Konzerne der Futtermittelhersteller, welche keinesfalls an Umsatzzahlen, sondern ausschließlich an das Wohl unseres Hundes denken. Ob magische Dose oder Futtersack, die Umsatzzahlen geben den Herstellern recht, also muss ja nur das Beste über den Ladentisch gehen, oder etwa nicht?
Meiner Meinung nach ein Einstieg in ein weiteres Märchen, und hinsichtlich der Gesundheit unserer Karnivoren eine sehr gefährliche Denkweise. Das Individuum Hund braucht eine, auf Tagesform und Belastung abgestimmte, ausgewogene Ernährung. Und hochwertiges rohes Fleisch aus kontrollierter Zucht und Verarbeitung ist ein essentieller Bestandteil dieser Ernährung, eben ein Grundbedürfnis eines Karnivoren. Und wer der Meinung ist, sein Hund brauche in seiner Nahrung Ingredienzien wie Geschmacksverstärker, Getreide (>>Maximalbedarf), diverse Tiermehle, Sägemehl und Konservierungsstoffe, nun, der sollte ruhig weiter an die Mär vom bösen rohen Fleisch glauben.
Und wie die Erfahrung gezeigt hat, ist ein Hund, welcher biologisch artgerecht roh gefüttert wird, ein zufriedener Hund. Aber vor allem ist er eine kerngesunder Hund, da er genau DAS bekommt, was er benötigt, und was seiner Art am Natürlichsten ist. Rohes Fleisch aus kontrollierter Herkunft macht keinen aggressiven Hund, nein, es bewirkt viel mehr einen
ausgeglichenen Hund!
Tja liebe Besucher, damit geht das Märchen von der finsteren natürlichen Ernährung des Haushundes langsam zu Ende, und wir verwahren diesen Irrglauben wieder dort wo er hingehört -
In der Märchentruhe auf unserer der gebrauchte Hund.de
Und wenn er nicht vergessen wurde, dann treibt er auch heute noch in Politikerköpfen, an Stammtischen oder auch Sensationspresse sein Unwesen,
Der Glaube an die fatalen Auswirkungen natürlicher
roher Ernährung
auf das Wesen des Hundes
Fin
Falls Dich diese Thema und die Ausführungen angesprochen haben, dann sag es weiter - DANKE!
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