Unwort Kampfhund - Versuch einer Deutung
Bei dem Begriff Kampfhund handelt es sich um DAS Unwort, welches Populisten der Kampfhundediskussion nur allzu leicht über die Lippen ging, und selbst heute, so erschreckend es auch ist, immer noch geht. Dabei bin ich mir absolut sicher, dass dieser Begriff vom größten Teil dieser Könner zwar nicht ansatzweise definieren werden kann, aber er dennoch nach wie vor recht medienwirksam ist. Wer will denn schon mit Schlagzeilen wie "VOM DACKEL IN DEN ALLERWERTESTEN GEZWICKT" Leser hinter dem Ofen hervorholen? Klingt hier der bewährte Sensationsjournalismus einer Zeitung mit hoher Auflage und den 4 Buchstaben nicht viel interessanter – "ERWACHSENER 180-KG MANN VON BLUTRÜNSTIGEM DACHSKAMPFHUND IN DER MITTE ZERTEILT"
Doch was wird nun eigentlich durch dieses ominöse Unwort Kampfhund definiert? Glaubt man hier diversen Volksvertretern aus der Politik, so ist Kampfhund der Name einer Hunderasse -
Typisch Politiker eben !
Es ist doch wohl eher so, dass der Begriff Kampfhund die Tätigkeit eines Hundes beschreibt, ergo, im Falle des domestizierten Haushundes also seinen Verwendungszweck, zu welchem er von seinem Sozialpartner, dem Menschen, erzogen, trainiert und eingesetzt wird. Doch gegen wen oder was sollte, bzw. soll denn ein Hund eigentlich kämpfen? Starten wir mit einem kleinen Exkurs in die Vergangenheit.
Die Märchen
Schlacht bei Marathon 490 v.Chr.
Athener setzen doggenartige Kriegshunde ein
Quelle: www.emperor-lake-mastiff.de
Bereits in der frühen Antike finden sich Hinweise auf den Einsatz großer breitrahmiger Hunde als Kriegshunde. Auf Reliefs finden sich immer wieder Abbildungen von gewaltigen kräftigen Hunden, welche von meist bewaffneten Männern geführt werden.
Dass Kriegshunde in römischen und griechischen Heeren eingesetzt wurden, ist belegt. So durften etwa 54 v. Chr. Cäsars Truppen auf ihrem Eroberungsfeldzug in Britannien, neben den kriegerischen Ureinwohnern, ebenfalls die Bekanntschaft mit den "breitmäuligen Hunden Britanniens" (Mastiff) machen, welche nicht nur den römischen Legionären ordentlich zusetzten, sondern zudem den römischen Kriegshunden (Doggen) im Kampf deutlich überlegen waren.
Keltischer Krieger mit Mastiff
Quelle: www.emperor-lake-mastiff.de
Der Einsatz von Kriegshunden lässt sich bis ins 17. Jahrhundert nachweisen. Danach verschwindet er als aktiver Kämpfer von den Schlachtfeldern. Wahrscheinlich spielt hier die Verbreitung der Feuerwaffen eine entscheidende Rolle. Doch wie dem auch sei, der Kriegshund wurde als Kampfhund bei kriegerischen Auseinandersetzungen eingesetzt, zum aktiven Kampf gegen Mensch und Tier. Das Gros der Kriegshunde bestand aus Molosser.
Und für unsere politischen Volksvertreter zur Verinnerlichung – bei den Molosser handelt es sich nicht um eine Kampfhunderasse, sondern unter dem Begriff Molosser fasst man sehr große und massige Hundetypen zusammen.
Im 18. und 19. Jahrhundert hatten die
so genannten Hundekämpfe ihre Hoch Zeit. Hier wurden neben
Hundekämpfe praktisch jede Art Karnivoren aufeinander gehetzt.
Hier beschreibt der Begriff Kampfhund einen Hund, dessen
natürliche Aggression von Menschen bewusst gesteigert wurde, um
gegen Artgenossen sowie Karnivoren und Omnivoren anderer Arten
zu kämpfen.
Wer hätte gewusst, dass die Vorfahren des rezenten Yorkshire
Terriers während der Rattenplage in London in der pit zum Kampf
gegen Ratten eingesetzt wurden - per Definition unserer
politischen Volksvertreter fällt also auch der Yorkie unter die
Kampfhunde, denn selbst, obwohl er in der heutigen Zeit, nebenbei
bemerkt, wie auch alle rezenten Bullterrier Rassen, gegenüber
seiner damaligen Vorfahren signifikante morphologische
Unterschiede aufweist, so hat er doch
irgendwann einmal gekämpft.
Den Kriegshund gibt es als solchen also nicht mehr, Hundekämpfe sind seit der Jahrhundertwende 19./20. Jahrhundert verboten, wodurch sich nun zwangsläufig die Frage stellt, was den Kampfhund als solchen im Hier und Jetzt definiert. Betrachtet man z. B. diesbezüglich den Dachshund, welcher zur Baujagd gegen Fuchs und Dachs eingesetzt wird, so stellt man zwangsläufig fest, dass der Dackel ein definierter Kampfhund ist.
Aber da gibt es ja noch den kompetenten Politiker, welcher der Hunderasse Kampfhund den Kampf gegen Menschen zuschreibt. Also folgern wir, dass der eben erwähnte Dackel auch aus Politiker-Sicht ein echter Kampfhund ist, da es nachweislich sehr viele Menschen gibt (insbesondere Briefzusteller), welche schon von Dackel gebissen (gezwickt) wurden
q.e.d.
Polizei und Militär setzen Gebrauchshunde gegen Menschen ein. Somit wäre also der hier vorwiegend eingesetzte Deutsche Schäferhund ebenfalls ein so genannter Kampfhund par excellence. Vielleicht definiert sich ein Kampfhund aber auch durch ihn verursachte Beißvorfälle gegen Menschen? Zu dumm nur, dass es sich demzufolge bei Vertretern aller Hunderassen und deren Mischlinge um potentielle Kampfhunde handeln würde.
Man kann diesen Flachs bis zum Erbrechen weiterspinnen, doch letztendlich kommt man zu dem Schluss, dass es den Kampfhund als solchen gar nicht gibt. Kein Hund wird als Kampfhund geboren, was wiederum nicht ausschließt, dass der Mensch selbst den Hund zum Zwecke des Kampfes gegen Mensch und Tier einerseits bewusst, oftmals aber auch unbewusst konditioniert.
Fazit - den Begriff Kampfhund kann man getrost zum Unwort deklarieren, da er sich zwar aus populistischer Sicht für Sensationspresse und Selbstdarsteller in Sachen Volksverdummung äußerst effektiv gezeigt hat, für einen denkenden Menschen jedoch nicht das Mindeste bedeutet, da er letztendlich Null und Nichtig ist.
Falls Dich diese Thema und die Ausführungen angesprochen haben, dann sag es weiter - DANKE!
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