Bardino-Husky Harry - ein Hund erwacht
Mehr und mehr offenbart sich Harrys wahrer Charakter
Mit lautem Befehlston (”Mitbellen”) war und ist bei einem Hund von Harrys Kaliber absolut nichts zu erreichen. Konditionierende Hilfsmittel wie Schellenband, Impulshalsbänder oder gar physische Bestrafungen waren seit je her indiskutabel. Über die Beobachtung seiner alltäglichen Verhaltensmuster haben wir mit der Zeit gelernt, seine Gesten und Körpersprache immer richtiger zu deuten und nach dem Prinzip der positiven Bestärkung seine Erziehung entsprechend zu gestalten. Reichlicher Literaturverzehr, wertvolle Tipps von Menschen, die ihrerseits schon eigene Erfahrungen mit ”gebrauchten südländischen Hunden” gemacht hatten (an dieser Stelle gleich mal knuffige Grüsse nach Ursenbach an Imke und Tom, sowie einen ordentlichen Knuddel für Toni und Ivi ), sowie verschiedene Trainer standen uns hier hilfreich zur Seite.
Dezember 2005 - Harrys erster Schnee
Nach einiger Zeit waren erste Veränderungen festzustellen. Die anfängliche Leinenführigkeit ging leider mit seiner zunehmenden Selbstsicherheit sehr bald für's Erste wieder verloren. Nach ca. 6 Wochen begann er sein neues Heim als solches langsam anzunehmen und einen Bezug zur Lokalität aufzubauen.
Ungefähr weitere 2 Monate später begann die echte Bindung an sein neues Rudel und auch die Rangfolge wurde über weitere Wochen sanft, aber bestimmt, festgelegt. Nach ca. 5 Monaten hatte er sich vollständig grundintegriert und auch die Katzen wurden inzwischen von ihm als echte Rudelmitglieder anerkannt, denen man auch, als deutlich an Größe überlegener Canide, durchaus Respekt zollen sollte
Bis zu heutigen Tag hat sich die Bindung weiter vertieft und er hat sich im Alltag zu einem treuen Begleiter entwickelt, der sich inzwischen auch außer Haus im Umfeld der menschlichen Gesellschaft immer sichererer zu bewegen weiß. Die gegenseitige Kommunikation basiert auf einem gewachsenen, vorallem aber recht innigen Vertrauensverhältnis. Weiterhin ist es uns wohl recht gut gelungen, seinen artspezifischen Anforderungen an das soziale Gefüge im Familienverband entsprechend Rechnung zu tragen, so dass er mit seinem Aufgaben- und Anforderungsspektrum am unteren Ende unserer Rudelhierarchie durchaus zufrieden ist.
März 2006 - unser Hauswolf ist endlich ”angekommen”
Erst am Ende wird die Rechnung aufgemacht
Die Rechnung wurde aufgemacht und beglichen - unser Familienverband ist um ein wertvolles Mitglied bereichert worden. Die Skeptiker und Zweifler sind schon lange allesamt verstummt. Und mancher von ihnen ist heute sogar begeistert, wenn er draußen beim Treffen auf unseren Jagd- u. Reviergängen von unserem freundlichen und stets fidelem Harrybo stürmisch begrüßt wird und unserem Wegelagerer ein (oder auch zwei) Leckerli als Wegezoll zustecken darf
Gott sei Dank haben sein sturer Bardino-Husky-Dickkopf, den er auch heute noch immer wieder gerne versucht durchzusetzen (denn steter Tropfen höhlt schließlich irgendwann den Stein), sein starker Charakter und nicht zu vergessen, die aufopferungsvolle Arbeit der Tierschützer auf der Finca Esquinzo und der Tierhilfe Fuerteventura e.V. verhindert, dass es feigen menschlichen Wesen ohne Ehre beinahe gelungen wäre, diese wunderbare Seele zu brechen und sein angeborenes aufrechtes und ehrliches Wesen und somit seinen rundum guten Charakter zu zerstören.
April 2007 - Anja und unser stattlicher Bardino-Husky-Hauswolf
Wie aus dieser Aufnahme für jedermann offensichtlich ist, hatten wir mit unserem Hauswolf den richtigen Weg eingeschlagen. Die vergangenen anderthalb Jahre hatten unwiderlegbar gezeigt, was ein annähernd artgerechter Umgang, funktionierende Kommunikation und intakte Gruppenstrukturen, sanfte Erziehung, kurzum ein gelebtes harmonisches Miteinander von Hund und Mensch bei dem Individuum Hund bewirken können. Rufen wir uns dabei noch einmal in Erinnerung, dass zu Beginn unseres Miteinanders seine Prognosen aufgrund seines schlechten gesundheitlichen Zustandes, vor allem aber aufgrund seines signifikant unsicheren Verhaltens, bestenfalls suboptimal gewesen waren. All dieser ”Unkenrufe” zum Trotz hatte sich Harry während dieser Zeit in jeglicher Hinsicht zum Positiven entwickelt bzw. weiterentwickelt. Manche Ausmaße dieser Veränderungen haben selbst erfahrene Hundekundler verblüfft.
Das Leben ist ein stetes Lernen und Weiterentwickeln. Und so gab es damals noch jede Menge abzuarbeiten, wobei arbeiten wohl eher der falsche Ausdruck ist. Es ist jedoch unabdingbares Gesetz, dass diese Weiterentwicklung innerhalb eines artübergreifenden Gruppenverbandes sowohl bei Hund als auch Mensch stattfinden muss und auch wird. Denn vergleiche ich auch heute wieder unseren guten alten dreizehnjährigen Kämpen mit jenem folgsamen Hauswolf da oben am Wegesrand, so steht fest, dass sich Harry bis zum heutigen Tag kontinuierlich weiterentwickelt hat. Hätte man mir 2007 geweissagt, dass Harry jemals leinenfrei und voraus höfliche Fahrradfahrer völlig unbehelligt passieren lassen würde, mit dem vorbeifahrenden Bus nicht mehr in den aggressiven Komment gehen-, oder gar sich leinenfrei durch das dichteste Menschengetümmel führen lassen würde, so hätte ich zum damaligen Zeitpunkt im Jahre 2007 trotz aller damaligen Fortschritte wohl eher ”milde gelächelt”.
Heute braucht es in der Tat schon einiges mehr, als den lauten und nach verbrannten Kraftstoff stinkenden Stadtbus, laute und herumgrölende Menschen oder selbst den gemeinen Fahrradfahrer, um diese ”coole Socke” in Tigerstreifen wirklich aus der Ruhe zu bringen.
April 2011 - unser zufriedener Bub