Dr. El Harrybo und Mr. Harry - Die Sache mit der Dunkelheit
Der Mond ist aufgegangen,
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar;
Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Wiesen steiget
Der weiße Nebel wunderbar.
Es ist die Zeit in welcher der Wald zu Leben erwacht ist. Es ist die Zeit der Waldbewohner, die Zeit des Wildes, der Naturwesen, Feen und Waldgeister. Und es ist die Zeit eines Grünfells mit Tigerstreifen, die Zeit des
Mr. Harry
Wie hat Anja Griesand auf ihrer Seite www.bardino.de ein Charaktermerkmal des Bardino gar aufs Trefflichste beschrieben:
"Bardinos sind Fremden gegenüber oft misstrauisch,....
Gerade nachts sind die Hunde ”hellwach”.
Wer einmal das tiefe Knurren der Bardinos gehört hat,
wird es nicht so schnell vergessen."
März 2011 - "Eh, was guckst du?"
Ob Winterzeit oder auch die alltägliche Nachtrunde - sobald die Dunkelheit die Dämmerung abgelöst hat, gelten in Sachen Reviergang neue Spielregeln. Falsch, eigentlich gelten die gleichen Regeln wie am Tage, doch nun gibt es für uns als Hundeführer ein neues Szenario - in Sachen Wahrnehmung ist unser Canide uns Primaten nun signifikant überlegen, oder anders ausgedrückt, müssen seine Menschen nun noch ”hellwacher” sein, um ”vermeintliche” Bedrohungen bzw. diverse ”Trigger” zur Hatz wie Wild in der Dunkelheit (wir wohnen schließlich unmittelbar am Waldrand) zumindest noch relativ zeitgleich mit ihm zu erkennen. Trotz allem guten Gehorsam und rundum friedfertigen Charakter gilt ab Lichtverhältnis Dämmerung - absolute Leinenpflicht! Auch wenn sich unser dreizehnjähriger Rentner in Tigerstreifen am Tage zuverlässig vom Wild abrufen lässt, so ist nahes Wild bei Dunkelheit der reinste Jungbrunnen für den alten Knaben. In diesen Situationen zeigt uns unser domestizierter Karnivor in der Tat, wer sein eigentlicher Urahn ist.
Die unglaubliche Wahrnehmungsfähigkeit eines natürlichen Hundes verblüfft mich jeden Tag aufs Neue. In Sachen Dunkelheit hier mal eine diesbezügliche Hausnummer:
Es ist kurz vor 23.00 Uhr, Spätherbst und recht ungemütlich da draussen - leichter Regen. Wir Hundehalter lieben diese Uhrzeit, denn wir dürfen gemeinsam mit unserem Hauswolf ein letztesmal für diesen Tag eine "Runde drehen". In der Diele habe ich Dr. El Harrybo das Geschirr angelegt, doch kaum dass ich, mehr oder weniger ”wach”, die Tür geöffnet habe, werde ich auch schon von Mr. Harry die Außentreppe heruntergezogen. ein knackiger Linksschwenk, raus aus dem Innenhof und schon befinden wir uns auf dem Fußweg zum Wald. Der Waldrand beginnt in etwa 70m Entfernung. Der Weg entlang des Waldrandes in Richtung Ausfahrtsstrasse wird von Strassenlaternen relativ brauchbar ausgeleuchtet, vorausgesetzt, dass die Gemeinde nicht wieder sparen muss, oder, was leider ebenfalls nicht selten vorkommt, die Laternen von halbstarken Gehirnprinzen ausgetreten, oder gar beschädigt wurden. Wie dem auch sei, wir befinden uns gerade auf dem Fußweg zum Wald, etwa 20m vor der T-Kreuzung. Schlagartig erhöhte Aufmerksamkeit (gespannte Körperhaltung, Hals wird immer länger, dynamisches Voranschreiten) - aha, wir sind also nicht alleine
Am Eck angekommen erkenne ich aus Richtung Ausfahrtsstrasse in ca. 50m Entfernung einen Schatten, welcher zwischen rechtem Wegesrand und linkem Wegesrand regelrecht hin und her auf uns zu ”pendelt”. Harrybo fixiert diesen Schatten während wir ihm entgegen gehen und entspannt sich sehr bald (ohne Ansprache!). Ja, unser ”Pendel” auf zwei Beinen ist ”voll” bis Oberkante Unterkiefer, und Harrybo tut mal so, als würde er gelangweilt schnuffeln. Zu meinem Erstaunen ein höfliches ”Gnahbnnnd” und der Nachtschwärmer stolpert weiter seines Weges. Seitens Harrybo keinerlei nennenswerter Aktionismus - eine völlig entspannte Passage.
Mr. Harry
Die Sinne des Caniden an meiner Seite dringen tief in das Dunkel der Nacht hinein. So findet Ihr diesbezüglich im Abschnitt "Follow me, if you can" aus Kapitel 9 - Lebensqualität in Harrybos Buch ein weiteres Beispiel für ”typisch Mr. Harry eben”.
Und was dieses ganz besondere Knurren des Bardino angeht, in welchem, und hier spreche ich aus eigener Erfahrung, eine regelrechte Grabeskälte zu liegen scheint, und welches dem Kontrahenten unmißverständlich "Das Ende der Fahnenstange" ankündigt, nun, so habe ich hier ebenfalls eine Hausnummer, welche zu Mr. Harry wie "Faust auf Auge" passt:
Auf einer Nachtrunde verliessen wir gerade die Anlage, als Harry promt knurrend in Anspannung verfiel. Nun wurde ich wie ein Pflug zum Waldrand gezogen, wobei Harry auch schon den ein- u. anderen Beller losgelassen hatte. Des Rätsels Lösung zu Harrys Verhalten erschloss sich mir am Waldrand - wenige Meter hinter der Biegung war gerade ein betrunkener Halbstarker im Begriff gewesen, den Holzzaun unseres Nachbarn zu demolieren. Den sinnigen Dialog zwischen diesem Kerlchen und mir möchte ich Euch ersparen. Gerade als ich meinen tobenden Harry an einem Wegpfosten anbinden wollte, um mit diesem Kerlchen, welches über das ruhige gesprochene Wort offensichtlich nicht erreichbar gewesen war, ein "klärendes Gespräch" zu führen, da gab Harry dieses Knurren von sich. Jetzt wurde nicht mehr gebellt, sondern der "Gegner" fixiert, Harrys gesamte 40kg glichen einer gespannten Bogensehne, und ich bin mir sicher, dass genau in diesem Augenblick dem Randalierer die "Erleuchtung" gekommen ist. Es folgte nun ein weiterer geistreicher Dialog, doch letztendlich zog das Kerlchen weiter, und der Zaun war gerettet. Um mögliche weitere Randale abzuwehren folgten wir dem Kerlchen noch einige Meter, aber als mein Wölfchen wieder entspannte, konnten wir endlich das erledigen, wozu wir ursprünglich aufgebrochen waren.